· 

Weich und Hart im Burggrafiat

Die Kunstschaffenden Wolfgang Bauer und Doris Seibel-Tauscher, beide engagiert im Altstadtverein Alzey, zeigen aktuell Ausschnitte ihres künstlerischen Schaffens aus den letzten vier Jahrzehnten. „Weich und Hart“ ist dabei der Titel ihrer gemeinsamen Schau im Burggrafiat der Stadt Alzey, die noch bis zum 27.05. läuft. 

Doris Seibel Tauscher konzentriert sich dabei auf Malerei und Grafik während Wolfgang Bauer sich ganz und gar der Metallkunst verschrieben hat.  Was bei der Symbiose herausgekommen ist - ist das die Grenzen zwischen Weich und Art schnell verschwimmen können. Die teilweise grotesken Bilder von Seibel Tauscher mit ihren harten und auch anklagenden Bildinhalten ( zwar weich skizziert)  stehen dem teilweise graziösen und weich wirkenden (und dennoch von Natur aus harten) Metallobjekten originell arrangiert gegenüber. Besonders gelungen finde ich dabei die Ecke mit dem „Beef und Bull“ Kompositionen.

Auch wenn die letzten 40 Jahre Revue passieren, sind viele Bildinhalte jedoch auch aus jüngerer Zeit und greifen dementsprechend insbesondere aktuelle Themen auf. So z. B. auch die Sensations- und Darstellungssucht mancher Mitmenschen, die mit einem Handy bewaffnet oft den Bezug zum Kontext verlieren. Oder auch ein Bild nach der Vorlage des Pressebildes von Deniz Yücel und seiner Frau, direkt nach der Haftentlassung. Die Umarmung wird dabei von einem Petersilienstrauß abgerundet. Die Petersilie hatte seinerzeit auch für beide eine Bedeutung nämlich als Symbol ihrer gegenseitigen Liebe, sodass dies auch vom Bildinhalt klar dem Betrachter hängen bleibt. Medienprofis wissen um die Macht der Bilder.

 

Auf eine besondere Werkreihe von Doris Seibel-Tauscher möchte ich zum Abschluss noch einmal eingehen. Und zwar auf die fotodokumentarische Zeitreise in das Alzey der Nachkriegszeit. Dass Wertvolles vom Stadtbild neben dem Bombenkrieg auch durch eine rigide Stadtentwicklungspolitik zum Opfer gefallen ist, erkennt man heute noch in vielen Bundesdeutschen Kommunen. Daher gilt jedem Dank, der sich hier fotodokumentarisch ans Werk macht. Doris Seibel-Tauscher setzt dem sogar noch einen künstlerischen Wert obenauf. Zu bewundern in der wunderbaren Fotoreihe direkt im Raum 1 des Burggrafiats. Der Kaisergarten ist hier ganz in der Dramaturgie des seinerzeit eingefangenen Geschehens für immer festgehalten. Die Stadt wäre gut beraten, diese Werkreihe – alleine aus stadthistorischen Gründen heraus ins eigene Kunstarchiv zu übernehmen. Die Nachwelt würde es sicherlich der Stadtspitze danken.