Lyrik auf Leinwand

Die Alzeyer Künstlerin Tamarelke mit Einfachheit und Abstraktion in der Finanzagentur Doll noch bis 20.12. in Alzey zu sehen.

 

Sag Ihnen Lyrik auf Leinwand etwas– nein dann kann ich Ihnen die Ausstellung der Alzeyer Künstlerin Tamarelke in der Alzeyer Finanzagentur Doll empfehlen.

Die Finanzagentur Doll in der Antoniterstraße in Alzey ist mittlerweile zu einer Institution der Alzeyer Kunstszene geworden. Denn am Donnerstag konnte der Agenturleiter Herr Doll bereits die 10 Ausstellung in Folge in seiner Finanzagentur gemeinsam mit vielen Gästen mit einer Vernissage würdigen.

Es ist keine Selbstverständlichkeit das eine privates Unternehmen so engagiert für regionale Kunst eintritt. Ein schönes Beispiel, das Mut macht, dass moderne Kunst weiterhin mitten im gesellschaftlichen Leben ein Platz hat.

 Doch nun zur Künsterlin Elke Tamarelke und zur Frage: Was ist nun Lyrik auf Leinwand.

Nach Aussage der Künstlerin führte sie der Wunsch zur universellen Ausschöpfung von Sprachmöglichkeiten zur bildenden Kunst. So lag es nahe, mit dem Pinsel Lyrik auf Leinwand zu bannen.

 

Und wie funktioniert dies nun  – nähern wir es uns doch einmal dieser originellen Kunstinterpretation mit leisen Schritten an.

 

Als Lyrik bezeichnet man die Dichtung in Versform, die die dritte literarische Gattung neben der Epik und der Dramatik darstellt. Der Verfasser poetischer Texte formuliert Gefühle und Gedanken eines lyrischen Subjekts, das der Perspektive des Autors entsprechen kann, aber nicht muss. Beziehungen zwischen Subjekt und der es umgebenden Welt werden dabei oft in hohem Maße reflektiert und abstrahiert. Lyrische Texte sind in der Regel reich an rhetorischen Stilmitteln, rhythmisiert, manchmal gereimt und gelegentlich auch mit Musik verbunden, was auf ihren Ursprung verweist. Lyrische Texte unterscheiden sich sprachlich-formal von epischen und dramatischen vor allem durch ihre Kürze.

So kommen wir auch zu dem nächsten wichtigen Punkt der Lyrik auf Leinwand: zur Reduktion sowie zur Abstraktion.  So heißt ja auch die aktuelle Ausstellung der Künstlerin:  Einfachheit und Abstraktion.

In der Philosophie bezeichnet Abstraktion ein gedankliches Verfahren, durch das von bestimmten gegebenen, jedoch als unwesentlich erachteten Merkmalen eines Gegenstandes abgesehen wird. Auf diese Weise soll sich das Augenmerk auf das Wesentliche konzentrieren. Schon die Vorsokratiker suchten nach einem Urstoff oder mehreren, um die Realität durch Rückführung auf abstrakte Objekte oder Prinzipien zu erklären. Heraklit beispielsweise hat in allem Seienden nach dem Gemeinsamen gesucht. Im 13 Jahrhundert ging Johannes Duns Scotus bei seiner Erkenntnislehre davon aus, dass ein Gegenstand nur durch die Sinne erfahrbar ist und im Verstand ein Bild erzeugt.

 

Im 20. Jahrhundert hat dann auch der erste bildende Künstler dieser Frage nachgespürt, und zwar Wasily Kandinsky  mit seinem Hauptwerk Das Geistige in der Kunst. Ob ihm jedoch die Pionierrolle in der Entwicklungsgeschichte zur Abstraktion zukommt, ist indessen strittig. Seinen eigenen Angaben zufolge malte er sein erstes gegenstandsloses Bild im Jahr 1910. Heute geht man aber davon aus, dass Kandinsky dieses Bild vordatiert hat, vermutlich malte er es erst 1913.Der Tscheche František Kupka hatte bereits 1911 begonnen, abstrakte Bilder zu malen.

Doch zurück zur Künstlerin. Also nehmen wir mal für die Lyrik auf Leinwand folgende drei Attribute mit:  

 

1. Mit allen Sinne erfahrbar

2. Augenmerk auf das Wesentliche gelenkt

3. Rhythmisiert, manchmal gereimt in der Komposition

 

1. Am stärksten  erfahrbar sind für mich die Bilderwerke der Künstlerin mit der Farbwahl Rot. Rot ist ja jener Farbreiz, der wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung ins Auge fällt, in der Wellenlängen oberhalb des Wertes 600 dominieren. Während die meisten Säugetiere Probleme damit haben, die Farbe Rot wahrzunehmen, reagiert das menschliche Auge sehr empfindlich darauf. Entsprechend häufig findet diese Farbe Verwendung bei Warnsignalen. Bei Elke Tamarelke ist das verwendete Rot jedoch leicht mit Blau und gelb in Berührung gekommen, so dass sich für mich beim Betrachten ein intensives positives Gefühl ergibt.  Wie im Übrigen viele Bilder der Künstlerin  immer eine Würze Ironie haben.

2. Auf das Wesentliche gelenkt: Ja es springt immer sofort ein Stilmittel in den Mittelpunkt der Wahrnehmung, ganz in der Tradition der Lyrik - hier am ausgewählten Bild eine gitterhafte Figur in Blau, die so lebendig erscheint, als ob es ebenfalls wie der Betrachter auf das Rot schaut und dabei sehr positives empfindet.

3. Rhythmisiert, manchmal gereimt; Ja in der Tat auch dies ist in vielen Bildwerken von Tamarelke erfahrbar. Ein gelber Strang liegt angelehnt an der roten Wand und schimmert sogar durch das Raster des blauen Etwas hindurch. Im Rhythmus mit dem Figurenhaften sogar verschmelzend.

 

 

Also Lyrik auf Leinwand  .. noch zu sehen bis 20.12. in der Finanzagentur Doll in Alzey.